Meine Zeit am Gymnasium neigt sich ihrem Ende zu, anfangs Sommer werde ich mit der Matura abschliessen. Danach gibt's etwas weniger als ein Jahr Militär (Durchdiener) und danach... Ich wünschte ich wüsste es!
Eigentlich wollte ich danach immer ein Studium beginnen, war mir aber nie sicher, in welche Richtung. Es gäbe da einige Optionen, da meine Interessen recht breit gestreut sind. Wirtschaft, Biologie, Englisch oder Geschichte waren meist meine Favoriten, wobei die Berufsaussichten ausser bei Wirtschaft nicht wirklich rosig aussehen. Zwar finde ich all diese Fachgebiete sehr interessant, doch ich bin von keinem von ihnen so sehr begeistert, dass ich es sofort studieren würde.
Ich habe allerdings eine Leidenschaft, von der ich bis vor Kurzem nicht daran dachte, sie beruflich auszuleben: Das Programmieren.
Ende der Primarschule habe ich damit begonnen, zuerst in Visual Basic for Applications (VBA in Word ), später in VB.NET. Danach habe ich mir ein Buch über C++ gekauft und viel mit C++/CLI herumprobiert und habe später auch einige Erfahrungen mit C# gemacht. Dazwischen habe ich mich für Webentwicklung interessiert und HTML, CSS und JavaScript entdeckt. Später habe ich mich auch mit PHP auseinandergesetzt und mich generell für Open-Source-Projekte wie zum Beispiel Node.js interessiert und sie ausprobiert.
Als Maturaarbeit habe ich eine Android-App für meine Mitschüler gemacht, mit der man Noten und Kontingent verwalten kann, über Stundenausfälle informiert wird und Menüpläne der von Schülern häufig besuchten Restaurants und Stundenpläne aller Klassen anschauen kann. Während der Maturaarbeit habe ich also auch die Android Entwicklung und Java kennengelernt und ausserdem das Versionskontrollsystem Git benutzt.
Früher habe ich mir nie wirklich vorstellen können, dieses Hobby auf beruflicher Ebene auszuführen. Ich war immer der Meinung, dass es im Rahmen eines Hobbys viel mehr Freude bereiten würde.
Doch während meiner Maturaarbeit habe ich gemerkt, dass es mir wirklich Spass macht, mich länger mit einem grösseren Projekt zu beschäftigen. Ich kann mir jetzt wirklich vorstellen, einen Beruf in diese Richtung auszuüben.
Ich würde mich auch sehr gerne im Informatikbereich ausbilden lassen, da mich das wirklich sehr interessiert. Es gibt einige Optionen, wie ich dabei vorgehen könnte, doch alle haben gewisse Nachteile.
Primär dachte ich natürlich an ein Informatikstudium. Die ETH kam für mich allerdings nie wirklich in Frage, da man dabei genau so gut Mathematik studieren könnte. Und sogar wenn das für mich (mathematisch) kein Problem wäre, würde ich das nicht wollen. Leider ist es aber ein Problem. Es ist nicht so, dass ich eine Matheschwäche hätte oder mir Mathematik generell nicht gefallen würde. Das Problem ist, dass ich im Untergymnasium (1. - 2. Klasse) einen Mathematiklehrer hatte, dem unsere Bildung diesbezüglich relativ gleichgültig war. Soll heissen, wenn man bei ihm nichts tun wollte, musste man auch nichts tun. Und da meine Prioritäten in diesem zarten Alter ein wenig anders gelagert waren und mir die Tragweite dieses Vergehens damals nicht bewusst war, verlor ich gewissermassen den Anschluss.
Von da an hielt ich mich einigermassen über Wasser, es lief zwar nicht überragend, doch immerhin hatte ich niemals eine ungenügende Zeugnisnote. Meist lief es auf eine 4.5 hinaus.
In letzter Zeit, seit Informatik für mich eine realistische Berufswahl geworden ist, habe ich mich ein wenig mehr für die Mathematik interessiert und es lief tatsächlich besser. Das könnte aber auch daran liegen, dass mir das Thema Stochastik, das wir in letzter Zeit behandelten, deutlich mehr liegt. Es ist nicht so aufbauend wie andere Gebiete der Mathematik, weshalb mir meine früheren Versäumnisse weniger zur Last fallen. Ausserdem ist die Wahrscheinlichkeitsrechnung wirklich verdammt interessant.
Es ist also nicht so, dass ich keine Freude an der Mathematik hätte. Im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten kann ich mich sogar an ihren Schönheiten erfreuen. Nur leider ist das Matheniveau an meinem Gymnasium nicht besonders gut und innerhalb dieses Niveaus bin ich ebenfalls nicht herausragend. Das sind also die schlechtestmöglichen Voraussetzungen für ein Informatikstudium, vor allem an der ETH.
Es muss aber natürlich nicht gleich die ETH sein, auch die restlichen Universitäten sind eine Option. Sie sind thematisch auch deutlich breiter gefächert als die ETH, die ja wirklich auf den mathematischen Teil fixiert ist. Ein Studium an der Uni würde mir also wirklich zusagen, doch auch dort hat man zumindest im Bachelor natürlich immer noch einige mathematische Fächer, die auch bestanden werden wollen. Und genau das macht mir Sorgen.
Ein dritter Weg wäre der über eine Fachhochschule. Auf eine gewisse Weise wäre er ideal. Er ist sehr praxisbezogen, beinhaltet also genau das, was mich interessiert. Mathematik dürfte sogar für mich nicht zu einem allzu grossen Problem werden. Der gigantische Nachteil dabei ist, dass ich dafür nicht die Matura hätte machen müssen. Nicht dass ich irgendwas bereue, die letzten 6 Jahre waren sehr interessant und ich bin wirklich froh über den Beitrag, den das Gymnasium zu meiner Allgemeinbildung geleistet hat.
Es ist einfach so, dass man an die Fachhochschule auch über die Lehre hätte gehen können und dabei noch wichtige Praxiserfahrung gesammelt hätte. Wegen dieser verpassten Erfahrung müsste ich vor der FH auch noch ein Praktikum absolvieren, sicher keine schlechte Sache, aber eben noch mehr Zeit. Und irgendetwas an diesem Weg fühlt sich immer noch verschwendet an, da die Matura dafür wirklich nicht nötig wäre und man normalerweise nach dem Gymnasium ein Studium beginnt.
Ihr seht, ich bin ziemlich ratlos und ich habe Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Ich weiss nicht einmal, ob es noch mehr Wege ins Berufsleben gäbe als diese.
Soll ich die Informatik beruflich weiterverfolgen oder versuchen, mich für andere Studien zu begeistern? Was kann ich tun?
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